Jahres-Zugrindertreffen in Sonnewalde 2019
Vom 16.02.2019–17.02.2019
Dieses Jahr fand das Treffen aller an Spannkühen, Zugochsen und Arbeitsbullen Interessierten 100 km südlich von Berlin in Dabern statt.
Als wir bei frühlingshaften 12°C und Sonnenschein gegen Samstag Mittag bei Uta und Jürgen Schlüter eintrafen, waren wir nicht die ersten. Gerd Döring, den man überall trifft wo es um Zugrinder geht, war bereits vor Ort. Er probierte mit einem der Schlüterschen Schwarzbunten Niederungsochsen die Vorstufe einer möglichen Neuentwicklung eines Rinder-Kummets aus. Aus dem besonders tiergerechten 3-Polster Kummet (3PK) möchten er und der erfahrene Rolf Minhorst, Autor des Manuals „Modernes Geschirr für Rinder„, ein noch effektiveres Kummet entwickeln. Mit Hilfe eines zusätzlichen Widerristjoches soll die Kraft noch vielmehr als bisher auch am Widerrist abgenommen werden. Für schwere Arbeit im Holz mit Ochsen und Bullen, so hört man immer wieder, sei das Kuhkummet (3PK) zudem nicht stabil genug. Es ist ein Kuhkummet, weil Kühe traditionell besonders tiergerecht angespannt und eher nicht so stark belastet wurden, sollten sie schließlich noch Milch und Kälber bringen. Die härter arbeitenden Ochsen und Bullen wurden eher mit Jochen gearbeitet. Solche sind günstiger in der Anschaffung und oft auch stabiler, allerdings meistens nicht gepolstert. Sie haben auch eine geringere Auflagefläche und damit eine schlechtere Druckverteilung als die zwei Schulter- und das Widerristpolster des 3PK zusammen. Der Versuch mit den braven Ochsen von Jürgen Schlüter war zumindest aufschlussreich. In der wohltuenden Sonne sitzend brauchten wir ewig, um das Handyfilmchen von der Aktion auf einen Stick zu bekommen, sollte doch die neue Version der alten Technik (Kuhkummet) mithilfe moderner Technik (Smartphones, PC) am Abend allen Teilnehmern gezeigt und diskutiert werden.
Im Gasthof zur Linde hatten sich die meisten der gut 30 Teilnehmer um 16 Uhr versammelt. Da Jörg Bremond, einer der Gründungsväter des Treffens, zum ersten Mal überhaupt nicht kommen konnte, musste Gastgeber Jürgen Schlüter selbst die Eröffnungsrede halten. Er übernahm jedoch die Tradition von Jörg und fasste sich sehr kurz: Er hieß alle willkommen in der „Lausitz, dem Land der Wölfe und der Braunkohle“. Es sollte sich jeder kurz vorstellen, um 18h gäbe es Essen und danach wolle er von seiner Wanderung mit dem Ochsenkarren auf dem Salzweg von Soltau nach Quedlinburg berichten.
Spätestens in der Vorstellungsrunde stellte sich heraus, dass neben den altbekannten Gesichtern erfreulicherweise diesmal 5 von gut 30 Anwesenden unter 50 Jahre alt waren. Es waren mit drei Österreichern weniger Teilnehmer aus den Nachbarländern anwesend als in anderen Jahren. Vermisst wurde neben Jörg Bremond auch Anne Wiltafsky, beide hatten Zeitmangel als Grund angegeben, verursacht durch die eigenen Rinder. Auch insgesamt 15 der Anwesenden hatten eigene Rinder, 14 davon auch Zugrinder. Die meisten Rinderhalter kamen mit Familie, Freunden oder Kollegen. Beruflich waren nur wenige Vollerwerbslandwirte, dafür viele Nebenerwerbslandwirte oder Bauern in Rente anwesend, aber auch andere Interessierte waren gekommen. Beispielhaft seien mindestens zwei Tierärztinnen, eine Archäologin, eine Kulturwissenschaftlerin, ein ehemaliger Schlachter, ein emeritierter Professor und ein Hufschmied genannt. Eine riesige Vielfalt an Rinderrassen wird von den Teilnehmern gehalten: 13 Rassen/ Kreuzungen bei 15 Haltern! Bis auf 3 Rassen – Fleckvieh, Angus und Wagyu - stehen alle auf der roten Liste der GEH. Der Angushalter hält diese als Mutterkühe, spannt aber Murbodner Kühe an. Folgende Verteilung ergab die Vorstellungsrunde:
( manche halten mehr als eine Rasse )
- Fünf Halter züchten Rotes Höhenvieh (Kühe)
- Vier Betriebe halten Fleckvieh
- Zwei Gelbviehzüchter spannen an
je ein Halter hält:
- Glanvieh
- Frankenvieh
- Schwarzbunte Niederungsochsen
- Jerseyochsen
- Texas Longhorn (Kühe, Ochsen)
- Kreuzungen aus Texas Longhorn mit Wagyu (Ochsen und Kühe)
- Murnau Werdenfelser (Kühe)
- Rätisches Grauvieh (Ochsen, Kühe und Bullen)
- Hinterwälder (Kühe)
- Angus
Hubert Schöny aus Östereich ist der Halter mit einer Angusherde und Murbodner Kühen. Durch Einkreuzung von geeigneten Bullen aus seiner Angus Mutterkuhherde möchte er eine hornlose Murbodner-Linie züchten. Frankenvieh ist zugegebenermaßen keine eigene Rasse, eher ein Schlag. So vielfältig wie die Rinderrassen sind auch die Halter und ihre Motive, sowie ihre Tätigkeiten mit den Tieren. Viele nannten als Motiv für die Arbeit mit Zugrindern den Erhalt von wertvollem Kulturgut des Wissens und Könnens dieser Technik. Reiner Spaß an der Arbeit mit den Tieren als Hobby wurde ebenfalls häufiger genannt. Viele spannten vorwiegend auf Umzügen, Dorffesten oder privaten Veranstaltungen an. Die Tiere werden zur Arbeit außerhalb vom „Showbetrieb“ (Umzüge, sonstige Veranstaltungen) nur in kleinem Umfang zur Selbstversorgung im Gemüsebau, Grünlandwirtschaft, zum Holzrücken und für Transportarbeiten oder Kutschfahrten eingesetzt. Mehrfach wurde der nahezu kostenlose Zusatznutzen der Zugleistung genannt, der neben Milch und / oder Fleisch durch die Anspannung der Tiere entsteht. 4 Betriebe melken ihre Tiere, oft nur sporadisch zum Eigenbedarf oder aber auch regelmäßig gewerblich im kleinen Maßstab (unter 10 Tieren). Die meisten Tiere werden jedoch in Mutterkuhherden gehalten, nur ein Betrieb hält ausschließlich Ochsen. Zwei der Teilnehmer arbeiten mit Zugrindern in Museen (Berlin, Hamburg), wohingegen die meisten private Halter sind und auch weiter aus dem Süden des Landes kamen.
Noch vor dem Abendessen erklärte uns der Chronist des Gastgeberdorfes Dabern, Bernd Lehmann, die interessante und etwas traurige Geschichte der letzten 100 Jahre. Gut 100 Einwohner gibt es hier zur Zeit. Bis 1958 gab es etwa 30 Höfe mit je ca. 10-30 ha Land. Damals musste ein Soll abgeführt werden, der für manche Betriebe zu hoch war und die Bauern teilweise verarmen ließ. Trotzdem war die Zwangskollektivierung, die hier 100% der Flächen betraf, für die meisten schlimm und für viele traumatisch. Es entstand eine LPG die in den 90ern in eine Agrargenossenschaft umgewandelt wurde. Auf Anraten der Berater baute sie den Milchviehstall um und einen 16er Fischgrätenmelkstand ein. Die Milchleistung betrug damals im Schnitt 3500 Liter. Heute hat der Betrieb 4000 ha und 50 Mitarbeiter. Es werden 2500 Stück Milchvieh der Rasse Holstein Friesen gemolken, der Stalldurchschnitt liegt jetzt bei 10.000 Liter. Dennoch und trotz der hohen landwirtschaftlichen Subventionen kann nur Mindestlohn gezahlt werden und es gibt große Schwierigkeiten Mitarbeiter zu finden. Eine holländische Leihfirma kommt deshalb alle 7 Tage und bringt 2 neue Leiharbeiter aus Weißrussland oder Polen und holt die Kollegen von der letzten Woche ab. Es werden 7 Tage lang 10 Stunden Schichten gefahren, dann geht es nach Hause. Die Tatsache dass das Personal so oft wechselt und es Sprachprobleme bei den meist ungelernten Kräften gibt, macht die Sache für alle Beteiligten - einschließlich der Kühe - nicht einfacher. Letztere leben bestenfalls für 2,5 Laktationen auf dem Betrieb. Die noch um 1990 guten Zellzahlen mit den zugegeben noch immer niedrigen Leistungen der Schwarzbunten Milchrinder (SMR) sind inzwischen stark gestiegen. In den Stall müsste investiert werden, das ist dem Betrieb aber finanziell nicht möglich, deshalb soll der Stall noch 2 Jahre genutzt und dann geschlossen werden. Andererseits gibt es Handwerksbetriebe, die trotz der 100 km Anfahrt Kunden in Berlin bedienen. Viele junge und flexible Leute haben die Gegend aber auch einfach verlassen und sind in große Städte, oft in die alten Bundesländer, gezogen. Obwohl es hier zwar unterschiedliche, aber teilweise sehr gute Böden gibt, kann heute keiner mehr gut davon leben. Aus der Runde kommen mitfühlende, aber auch wütende Stimmen. Dass hier politisch Chancen vertan wurden, da sind sich alle einig. Manches Genannte betrifft nicht nur den Osten Deutschlands: Hohe Milchleistungen je Kuh, unattraktive Arbeitsbedingungen für Mensch und Tier, geringe Löhne für die Menschen sowie eine geringe Lebenserwartung für die Kühe - das ist wohl europaweit eine Tendenz auf Milchviehbetrieben.
Zurück zu den Zugrindern. Nach dem Essen berichtete Gastgeber Jürgen Schlüter ausführlich von seiner ungewöhnlichen Reise im letzten Sommer. Die Anfrage kam von einem Salzsiederverein, der sein 10-jähriges Bestehen feiern wollte. Vom 22.05.2018 bis 05.06.2018 sollte die 200km lange historische Salzroute von der Salzstadt Soltau nach Quedlinburg mit einem Ochsenkarren nachgefahren werden. Das in Soltau gesiedete Salz wurde hier traditionell bis nach Quedlinburg gebracht, um dort aus Tierhäuten Pergament, vorwiegend für Bibeln, aber auch andere kirchliche Druckwerke, herzustellen. Jürgen Schlüter und seine zwei Schwarzbunten Niederungsochsen Paul und Oskar nahmen die Herausforderung an, unter einer Bedingung: es sollte tagsüber immer ein Helfer gestellt werden, der auch die Ochsen mit führen sollte, unter anderem wegen der Sicherheit. Das sollte kein Problem sein und so ging es um 9 Uhr morgens los, wie fast jeden Morgen in den nächsten zwei Wochen. Begleitet wurde das Gespann zusätzlich von zwei Fahrzeugen: Ein Zugfahrzeug mit Viehhänger für die Ochsen, für Notfälle und ein Trailer für den Salzkarren, der über Nacht unter ein Dach gefahren wurde, denn das Salz durfte nicht nass werden. Es gab eine Plane für kurze Schauer während der Fahrt. Sie ersetzte die ursprünglich angedachten Heidschnuckenfelle, die historisch korrekt gewesen wären, vor denen sich jedoch die Ochsen fürchteten. An fast jedem Ort gab es einen Bürgermeister, der eine Rede hielt, sich in ein Fahrtenbuch eintragen musste und manchmal Salz übergeben bekam sowie eine Trachtengruppe und/oder einen Chor, einen Pfarrer, der das Gespann segnete, Journalisten und Fotografen, die darüber berichten wollten und manchmal Sponsoren, die mit den Ochsen für ihre Firma werben wollten.
Die Sache mit den Helfern stellte sich bald als relativ schwierig heraus: Auf der Reise haben Jürgen Schlüter und sein Gespann insgesamt 3 Helfer „verschlissen“. Mancher verließ die Gruppe einfach, einer bekam sogar einen Hitzeschlag. Immer wieder musste ein Freund als Helfer einspringen. Zeitweise wurde der Salzkarren von einigen Pilgern begleitet, die ab und zu auch mithalfen, wenn wieder einmal ein Helfer ausfiel. Tatsächlich war aber die sengende die Hitze nicht nur für die Helfer ein Problem: bei 30° C im Schatten war das Ziel von 12 km am Tag kaum zu schaffen. Ein zusätzliches Problem: die Ochsen waren nicht beschlagen und die Wege teilweise ungeeignet; bei Schotter oder Splitt auf den Pfaden wurden die Rinder ab dem 4. Tag fühlig. Immer wieder einmal legte sich einer der Ochsen während der Fahrt vor dem Wagen einfach hin - bevorzugt im Schatten - und forderte so eine Pause ein. Oft spannte Jürgen Schlüter die Ochsen dann aus und brachte sie auf einem Anhänger zur nächsten Station. Die vielen Termine auf der Tour konnten ja nicht mehr umgelegt werden, aber das Wohl der Tiere hatte immer Vorrang. Angespannt wurden die Tiere mit einem amerikanischen Neck Yoke, geführt wurden sie mit einem Halfter am Strick. Zusätzlich hatten sie sicherheitshalber für mögliche brenzligen Situationen eine kleine, abnehmbare Nasenzange, wie sie z. B. in Italien zum Führen der Ochsen genutzt wird. Nicht immer ideal waren die Nachtlager, die offenbar nicht von Ochsenkennern ausgesucht worden waren: Mal gab zunächst kein Wasser, weil der angekündigte Bach auf der Weide ausgetrocknet war, dann war die Futterqualität oder die Menge nicht ausreichend oder der Zaun war nicht sicher. Zwei mal fanden Paul und Oskar nachts einen Weg aus der vorgesehenen Weide, in einem der Fälle suchten sie Schlüters an seinem Wohnmobil auf, statt wegzulaufen. Hier hatte sich wohl bewahrheitet, was einige Tage zuvor eine Pastorin angesichts der Ochsen noch aus der Bibel zitiert hatte: "Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn“. Trotz aller Widrigkeiten hat das Gespann etwa 100 km in 15 Tagen auf Klauen und mit dem Karren auf Speichenrädern zurückgelegt. Ochsen und Gespannführer kamen gesund wieder zu Hause an. Unter den klimatischen Bedingungen eine beachtliche Leistung!
Wer noch mehr wissen möchte: http://www.historischer-salztransport.de/
Weitere Teilnehmer hatten Bilder mitgebracht. Gerd Döring hat zum Beispiel Bilder von den ersten Versuchen der anfangs erwähnten Experimente zum Kombikummet dabei. Diese Idee entwickelte sich aus Gesprächen zwischen Rolf Minhorst und Gerd Döring. Ein kleines Modell aus Draht bastelte Döring eines Abends vor dem Fernseher; ausprobiert hat er es zunächst mit Hilfe eines kleinen Plastikochsen - einem Werbegimmick für eine spanische Brandysorte. Außerdem demonstrierte Döring mit anschaulichen Bildern, wie eine Praktikantin 3 Wochen lang die Anfänge der Zugrinderarbeit von Dörings und ihren Rindern lernte - vom Kalb zum Zugochsen und zur Spannkuh.
Claudia Kiefer vom Auenhof in Pabstthum zeigte Bilder von der dortigen Zugrinderarbeit, z.B. vom zweispännigen Holzholen mit einem kleinen Arbeitswagen. Anschließend zeigte sie, wie man sich leicht Halfter, Schwanzriemen und Leinen aus Leder, Hanf und diversen Beschlägen mit einfachen Techniken wie Nieten und Spleißen selber machen kann. Außerdem berichtete sie von Janine und Marcel Kuhnt, die auf dem Auenhof zwei Zugrinderkurse gemacht hatten und derart begeistert waren, dass sie sich gleich dort und auf der Domäne Dahlem 2 Ochsen gekauft haben. Wie gut Ochsen und neue Besitzer bereits jetzt zusammenspielen und arbeiten, zeigte sie anhand aktueller Bilder.
Das ist deshalb sowohl ziemlich erstaunlich als auch erfreulich, weil Kuhnts bis vor 10 Monaten noch nie mit Landwirtschaft, Rindern, Pferden oder anderen Nutztieren oder gar Zugtieren zu tun hatten und auch beruflich (IT) eher entfernt von diesen Themen sind.
Karl Wilhelm Becker zeigte ebenfalls wieder Bilder der zahlreichen gemeinsamen Auftritte mit seiner Lebensgefährtin Elke Gottlieb und seinem Roten Höhenvieh auf Dorffesten, Umzügen und Privatveranstaltungen. So hat sich der „Lehrbacher Almabtrieb“ auch ohne Alm seit Jahren etabliert und am Tag der Landwirtschaft bringen die beiden den Besucher die Zugrindertechnik näher.
Fotograf Edwin Rotzal zeigte wieder beeindruckende Bilder und Filme von der Feldarbeit mit Ochsen, inhaltlich und handwerklich ein besonderer Leckerbissen.
Elke Treitinger zeigte nicht nur Bilder von ihrem Zugochsen der Rasse Texas Longhorn, sondern hatte uns auch Teile eines gewaschenen Pansens eines Schlachtrindes samt darin enthaltener Plastikreste mitgebracht. Ein zunehmendes Problem ist Plastikmüll auf Weiden und andern Futterflächen. Je nach Plastikart kann es süß oder salzig schmecken und scheint für Rinder hoch attraktiv zu sein. Immer wieder werden bei Schlachtungen oder nach dem Verenden von Rindern Plastikteile in deren Verdauungstrakt gefunden. Da Plastik leicht ist, schwimmt es im Pansen auf und wird kaum weitergeleitet. Dadurch reichert es sich hier an. Es schadet den Tieren auf verschiedene Weise: es nimmt wichtigen Platz im Pansen ein, es kann den Pansenausgang verstopfen und splittrige Stücke können Wunden im Pansen verursachen, die sich entzünden können. Kleine Teile verursachen auch durch die dauernde Pansenbewegung Schäden an den samtartigen Schleimhautvorsprüngen, deren große, resorbtionsfähige Oberflache dann vernarbt und funktionslos wird. Keiner weiß, wie viele Tiere an Plastik sterben, es gibt keine Untersuchungen dazu. Treitinger empfiehlt zumindest auf der eigenen Weide Müll regelmäßig abzusammeln. Da das Plastik sich sehr langsam zersetzt, reichert es sich nicht nur im Pansen sondern in der gesamten Umwelt an, das Problem wird also von alleine immer nur größer.
Hier geht’s zum Film: "Plastik in Kuhmägen"
Kulturwissenschaftlerin Cozette Griffin Kremer, gebürtige Amerikanerin, wohnhaft bei Paris, ermöglichte uns in Sachen Zugrinder wieder den Blick über den Tellerrand. Sie berichtete von zahlreichen Aktionen in Frankreich, den USA und Deutschland. Besonders legte sie uns die internationale Zugtierseite „Draught Animal News“ sowie die Veranstaltung „Fete de la Vache Nantaise“ ans Herz, welche alle 4 Jahre in der Nähe von Nantes stattfindet und immer größere Kreise zieht. Tiere dieser autochthonen, französischen Rinderrasse waren ehemals beliebte Zugtiere und es gibt Bauern, die nie aufgehört haben, mit Nantaise – Kühen zu ackern. So spielt die Arbeit mit Zugrindern und auch Maultieren eine große praktische Rolle auf der Veranstaltung. Überhaupt gibt es in Frankreich immerhin 170-200 Leute, die noch oder wieder mit Zugrindern arbeiten, deutlich mehr als in Deutschland. Zuletzt informierte Cozette Griffin Kremer über wichtige kommende Termine: vom 11.-15. März findet bei Philippe Kuhlmann im Elsass ein Training mit Zugrindern statt, es sind noch Plätze frei und vom 30.5.-2.6.19 findet im Ecomusee d’Alsace das bereits als traditionell zu bezeichnende Treffen der französischen Ochsentreiber statt. Ein wohl nicht nur für die Mitarbeiter des Gasthofs zur Linde eher längerer Abend ging mit diesem Beitrag zu Ende.
Am Sonntagmorgen trafen wir uns wieder bei strahlendem Sonnenschein um 10h bei Schlüters auf dem Hof, die Ochsen sollten die Weiden abschleppen. Trotz der Sonne und obwohl seit Tagen für Februar ungewöhnlich warme Temperaturen herrschten, war es eigentlich noch etwas zu nass auf den anmoorigen Böden. Trotzdem sollten doch wenigstens ein paar Runden zur Anschauung gedreht werden. Die großen, gut 3-jährigen Zwillinge Paul und Oskar wurden angespannt. Wenn Schlüter sie, wie beim Ackern von hinten fährt, benutzt er die Nasenzangen als Zäumung. Brav ließen sie sich auf die Weide lenken, warteten vor der Wiesenschleppe bis Jürgen Schlüter wieder hinten an den Leinen war. Wie bei wahrscheinlich allen Gespanne auf der Welt ging es bei den Runden in Richtung Heim einen Tick schneller als von zuhause bzw. dem Rest der Herde weg. Die 3 großen Ringe, welche die Maulwurfshügel und Ochsenfladen glattzogen, waren ein kaum merkliches Gewicht für die großen Tiere. Wieder im Stall bewunderten wir noch den Seilzug, mit dem das 35kg schwere Joch von den Ochsen gehoben und auch hängend gelagert wurde, dann hatten die beiden Feierabend. Nun spannte Jürgen Schlüter die 2 Jahre jungen und der Rasse entsprechend kleinen, leichten Jerseyochsen an. Einer noch mit dem typischen Mehlmaul, aber sehr dunkel, der andere ganz schwarz und auch mit Jersey - untypischem Kopf. Hier vermutet Schlüter eine Bedeckung mit einer Fleischrasse. Vor einem winzigen Wagen, dem Alter und Gewicht der Tiere angemessen, zockelten die beiden zuerst noch etwas unsicher, dann gleichmäßig und brav auf dem Feldweg entlang. Erst zweimal waren die beiden gemeinsam vor einen Wagen gespannt, dafür machten sie es hervorragend!
Sicher auf dem Hof wieder angekommen wurde noch etwas gefachsimpelt und dazu Uta Schlüters Kartoffelsuppe genossen. Satt und mit neuen Ideen, frisch motiviert für die eigene Arbeit machten sich alle auf den teilweise weiten Heimweg. Auch dieses Jahr wieder eine tolle Veranstaltung!
Astrid Masson
Aufgemerkt: Es gibt noch eine Veröffentlichung zu diesem Termin als PDF-Datei, aus dem Magazin Sabbots, in Französisch.
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