Zugrindertreffen in Berlin 2016
Jahrestreffen der Zugrinder AG am 30. & 31.1.2016 in Berlin auf der Domäne Dahlem
Domäne Dahlem, Königin Luise Straße 49, 14195 Berlin, Tel. 030-66630012,
masson@domaene-dahlem.de, www.domaene-dahlem.de
Samstag ab 14h: offizielle Anreise bei Kaffee und Kuchen
Das klingt ja gut; also los um nichts zu versäumen. Wir kommen von nah und fern, schön die vielen bekannten - und auch einige unbekannte - Gesichter zu sehen. Und es gibt so viel zu erzählen, ein ganzes Jahr nachholen ...
15h: Rundgang/ Rundfahrt auf dem Gelände
Dieser Tagungspunkt wird gleich umgesetzt. Neugierig stecken wir unsere Nasen in den Kuhstall, der Weg dorthin führt schon an verschiedenen Stationen (Schweinestall, Hühnerstall) vorbei und eröffnet uns einen Blick auf die Arbeitsweise und Idee der Domäne. Die Rinder werden kurz geputzt und angeschirrt, eine der Damen hat ein 10 Tage altes Kalb bei Fuß, was manche Situation durchaus kurzweilig gestaltet. Richtiges Aprilwetter (genau: Sonne, Wind, Regen, Wind, ...) begleitet uns auf dem Rundgang mit 2 Kutschen und einem Schlitten. Umackern? Erledigen die Freilaufschweine. Die Pferde schräg gegenüber sind immer draußen und eine der Attraktionen schlechthin. Auf dem Rückweg zum Culinarium noch kurz am Geräte-Unterstand vorbei und die wertvollen Altmetall-Errungenschaften erklärt. Oder wie die Einstellungen beim Kartoffel-Häufeln erfolgen müssen und wann es sinnvoller ist, den Traktor stehen zu lassen weil die Anrüstzeit für den Traktor länger dauert, als die eigentliche Arbeit mit den Rindern.
17h: Führung: durch das „Culinarium“ mit Dr. Lummel, so heißt der nächste Programmpunkt. Ich gesteh, wir bleiben beim Kaffee und erzählen und reden und fachsimpeln während die Anderen durchs Haus wandern. Danach geht es in medias res: Gleich der erste Vortrag hat es in sich:
Moränen, Megalithen und Muh: ein Versuch, Findlinge mit Rinderzugkraft zu transportieren; die Archäologin Dr. Eva Rosenstock hat ihn vorbereitet, und was sie erklärt sollte uns die ganze Nacht und den nächsten Vormittag beschäftigen. Dieser kleine Findling, den sie auf der Domäne haben, wiegt etwa 1 Tonne und soll bewegt werden. Es sollen die Unterschiede in der benötigten Zugkraft für Variationen der damaligen Techniken festgestellt werden und ggf. an Hand praktischer Erfahrungen das Verständnis für die Arbeiten vor 3-4000 Jahren vertieft werden.
Diverses zum Thema Rinderanspannung am Freilichtlabor Lauresham wird danach von Claus Kropp aufgezeigt (unter anderem die Schwierigkeit einen Ard zu führen).
Dr. Rolf Minhorst erzählt von seinem Versuch der Ochsenanspannung in der Dominikanischen Republik: 4 Teams wurden mit Genickjoch bzw. 3PK angespannt und mußten definierte Lasten ziehen, wobei diverse Parameter festgehalten und verglichen wurden.
Axel Göbel zeigt Bilder seiner Arbeit während der vergangenen Monate, Erwin Rotzal steuert wieder einen seiner Filme bei, Cozette Griffin-Kremer weist auf verschiedene Termine im europäischen Ausland hin, welche wert wären, besucht zu werden, und Anne Wiltafsky erklärt die Bilder, die sie z.T. schon im Forum gepostet hat.
Zwischendrin gibt es ein leckeres Büffet als Abendessen und um Mitternacht findet der Samstag sein frühes Ende.
Sonntag Morgenspaziergang!
Unsere vierbeinige Helferin schreitet ziemlich voran, es scheint sie will es hinter sich bringen.
Wir erreichen den Ort des Geschehens. Vor uns liegt der Versuchsaufbau und schaut recht harmlos aus; hmm, eine Tonne? Ziemlich kompakt da so auf dem Schlitten, nein Umlenkrollen da streiten sich die Gelehrten, es muß ohne gehen. Wir sollen Abstand wahren, und doch möchte jeder gern helfen, zugreifen. Die Theorie haben wir gestern verstanden, und die Praxis?
Schon beim Anlegen des Seils und der Federwaage ergeben sich die ersten Fragen. Wie hoch ist die aufzuwendende Kraft für den ersten Anzug? Wie lang der Abstand zum Tier wenn noch eine Federwaage dazwischen soll? Wie die Jungs da so mit den Seilen hantieren, wollen sie natürlich zeigen was in ihnen steckt. Und schwupps, fast hätten sie den Versuchsaufbau ins Rollen gebracht - so einfach funktioniert die alte Technik.
Also noch ein paar Rollen davor und dann die unerschrockene Kuh. Einem ersten vorsichtigen Anziehen folgte die ernsthafte Bemühung, und seht selber ...
Das Layout der untersten Etage, der Schienen, muß überdacht werden, parallel versetzt geht so offensichtlich nicht. Breiter anlegen? V-förmig legen? Für's erste stellen wir den Brocken (selbstverständlich zeitgemäß per Hebelkraft) wieder auf und nehmen einen weiteren Anlauf.
Jetzt werden wir richtig wissbegierig: ob die Kuh das auch ohne Schienen schafft? Nur auf Rollen? Der Boden ist weich, es hat geregnet ...
Logisch und gut zu sehen: so braucht es viel mehr Aufwand. Wir entlassen die tapfere Versuchskuh bevor sie demotiviert wird - auch weil sie erst vor 10 Tagen gekalbt hat - von ihrer Aufgabe, und wollen nun wissen, wieviele Menschen die Zugkraft ersetzen müssen. Wer nicht am Seil steht und zieht muß anfeuern und für die Wissenschaft Bilder/Dokumente machen.
Kein Problem mit genügend helfenden Händen. Nicht eingerechnet: solche erfolgreichen Aktionen heben das Selbstwertgefühl aller Beteiligten und fördern den Zusammenhalt. Das war damals sicher genauso.
Wieder was gelernt